Die Natur als Spiegel deiner Selbst – Susann Müller
Auch die Erde atmet. Ein Atemzyklus dauert ein Jahr.
Im Frühjahr beginnt die Ausatmung. Sie zeigt sich in den Knospen und zarten Gräsern, in weichen Blüten und feinem Blätterwerk. Die Erde atmet immer weiter aus. Ihre ganze Kraft in die Natur hinein, bis sie sich im Hochsommer voll und ganz hingegeben hat. Nach einer Atempause in der das ganze Land reich und satt in der heißen Glut flimmert, beginnt die Einatmung. Die Natur beginnt sich langsam zurückzuziehen. Die Blumen welken, die Blätter färben sich und fallen, das Gras wird matter und zum Winter zu wird alles stiller. Alle Kraft ist nun im Inneren der Welt um sich zu sammeln und auf die nächste Ausatmung des Frühjahrs vorzubereiten.
Auch wir Menschen sind von diesem Atemzyklus der Erde ganz betroffen. Auch wir sind im Sommer ganz im außen, voller Kraft und Lebensfreude, hingegen im Winter in unserem Inneren – hinterfragend, nachdenklich, melancholisch – um dann bei Neubeginn des Jahres mit neuer Liebe und Frische hinauszutreten.
So dürfen wir uns nun im Herbst sacht nach innen wenden und auf unser Herz lauschen, auf Gedanken und Gefühle, auf Sehnsucht und Hoffnung. Uns die Zeit geben, um einzuatmen und den nächsten Lichtsamen fürs Frühjahr gedeihen zu lassen.“